5 häufige Fehler bei der Auswahl von Netzteilen – und wie Sie sie vermeiden

Warum Netzteilfehler teuer werden können

Ein falsch gewähltes Netzteil kann nicht nur die Funktionsfähigkeit einer industriellen Anwendung beeinträchtigen, sondern auch hohe Kosten durch Ausfallzeiten, Nachbesserungen oder Geräteschäden verursachen. Laut Branchenschätzungen ist jeder fünfte Geräteausfall in der Industrie auf Probleme bei der Stromversorgung zurückzuführen. Dennoch werden bei der Auswahl von Stromversorgungen oft entscheidende Faktoren übersehen. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen die häufigsten Auswahlfehler – und wie Sie sie vermeiden.

1. Überdimensionierung oder Unterdimensionierung

Warum „mehr Power“ nicht immer besser ist

Ein häufiger Irrtum: Ein überdimensioniertes Netzteil sei sicherer. Dabei kann eine zu hohe Leistungsreserve dazu führen, dass das Netzteil nicht im optimalen Wirkungsgradbereich arbeitet. Das reduziert die Energieeffizienz und erzeugt unnötig viel Wärme.

Umgekehrt führt eine Unterdimensionierung dazu, dass das Netzteil bei hoher Last schnell an seine Grenzen kommt. Die Folge: Abschaltungen, Spannungseinbrüche oder dauerhafte Überlastung.

Typische Folgen falscher Leistungsauswahl

  • Unnötig hoher Energieverbrauch
  • Geringere Lebensdauer durch Überlast oder Teillastbetrieb
  • Instabile Versorgung bei Lastspitzen
  • Sichtbare Symptome: flackernde LEDs, Überhitzung, lärmende Lüfter

Tipp: Planen Sie mit einer realistischen Leistungsreserve von ca. 20–30 %, je nach Anwendung. Prüfen Sie zusätzlich die tatsächliche Lastverteilung über den Betriebszyklus hinweg.

2. Falscher IP-Schutz oder Umgebungseinfluss ignoriert

Temperatur, Feuchtigkeit und Staub unterschätzt

Ein Netzteil für den Schaltschrank (IP20) ist ungeeignet für feuchte, staubige oder stark schwankende Umgebungen. Folgen sind vorzeitige Ausfälle oder Korrosionsschäden.

IP67, IP20 & Co. – was wirklich nötig ist

Die Schutzart sollte zur realen Einbausituation passen. IP67 ist für außenliegende Montage geeignet, IP20 reicht für trockene, geschlossene Schaltschränke.

Tipp: Berücksichtigen Sie neben der Schutzart auch den Temperaturbereich, die Lüftungssituation im Einbauumfeld und mögliche Vibrationseinflüsse.

3. Keine EMV- oder Sicherheitsnormen berücksichtigt

CE, UL, EN: Wichtige Normen im Überblick

Industrieanwendungen unterliegen besonderen Normen, etwa:

  • EN 62368-1 (Sicherheitsanforderungen)
  • EN 55032/35 (EMV-Verträglichkeit)
  • UL-Zulassungen für Export

Fehlende Normenkonformität kann zu Problemen bei der Abnahme oder Exportfähigkeit führen.

Folgen fehlender Zulassungen

  • Verzögerte Inbetriebnahme
  • Erhöhtes Haftungsrisiko
  • Probleme bei CE-Kennzeichnung

Tipp: Fragen Sie gezielt nach Normenkonformität und Zulassungen für Ihre Branche und Exportländer. Achten Sie auf Prüfzeichen, Normreferenzen und Prüfprotokolle.

4. Ungeeignete Montage- und Anschlussart gewählt

DIN-Schiene, Schraubanschluss oder Stecksystem?

Die Montageart beeinflusst sowohl den Installationsaufwand als auch die Wartungsfreundlichkeit. Eine ungeeignete Wahl führt zu unnötiger Komplexität.

Einfluss auf Wartung und Austausch

Ein steckbares Netzteil lässt sich im Fehlerfall schneller ersetzen als ein verschraubtes Gerät. DIN-Schienenmodule sparen Platz und reduzieren Montagezeiten.

Tipp: Denken Sie bei der Auswahl an Wartung, Austauschbarkeit und vorhandene Installationsstandards. Planen Sie auch den Zugang im Fehlerfall mit ein.

5. Keine Rücksicht auf Spannungsstabilität und Netzqualität

Netzschwankungen, Spitzen und Lastwechsel

Industrieanlagen haben oft unruhige Spannungsverläufe. Netzteile müssen solche Schwankungen kompensieren können, sonst drohen Funktionsstörungen.

Typische Symptome im Betrieb:

  • Brummende oder heiß laufende Gehäuse
  • Spannungseinbrüche bei Lastwechsel
  • Instabile Versorgung empfindlicher Komponenten

Die Rolle von Pufferkondensatoren und Schutzbeschaltungen

Moderne Netzteile verfügen über integrierte Mechanismen, um Überspannung, Kurzschluss oder Stromspitzen abzufangen.

Tipp: Prüfen Sie, ob Ihr Netzteil eine geeignete Eingangsspannungstoleranz und Schutzbeschaltung bietet. Achten Sie auf Parameter wie:

  • Ripple-Spannung (Wechselanteil auf Gleichspannung, stört empfindliche Elektronik)
  • Power-Good-Signal (zeigt an, ob Ausgangsspannung stabil ist)
  • MTBF-Wert (Mean Time Between Failures – Hinweis auf Zuverlässigkeit)

Aus der Praxis: Typische Fehlerbilder durch falsche Auswahl

FehlerbildMögliche UrsacheFolge
Gerät startet nichtEinschaltstrombegrenzung fehltProduktionsausfall
Ausgangsspannung instabilÜberlastung / ungeeignete LastregelungElektronikdefekte
Gehäuse überhitztUmgebung nicht berücksichtigtLebensdauer verkürzt
Geräusche (Brummen, Pfeifen)Bauteilüberlastung oder SchwingkreiseFrühzeitiger Ausfall
LED flackert oder blinktRipple zu hoch / LastinstabilitätSichtbare Störung

Netzteile gezielt und anwendungsspezifisch auswählen

Die Auswahl eines passenden Netzteils ist kein Nebenthema. Wer typische Fehler kennt und vermeidet, sichert nicht nur die Funktionsfähigkeit seiner Anlagen, sondern spart auch langfristig Kosten. Bei der Auswahl unterstützen wir Sie gerne mit unserem Fachwissen und einem breiten Sortiment an Industrie-Netzteilen.