Was sind IP-Schutzarten?
Die IP-Schutzart (International Protection) beschreibt den Schutz eines elektrischen Geräts gegen das Eindringen von festen Fremdkörpern und Wasser. Sie ist in der Norm DIN EN 60529 (IEC 60529) definiert und wird mit der Abkürzung IP gefolgt von zwei Kennziffern dargestellt, z. B. IP65 oder IP67.
Die erste Ziffer steht für den Schutz gegen feste Fremdkörper wie Staub oder Berührungen, die zweite Ziffer beschreibt den Schutz gegen Feuchtigkeit und Wasser:
Erste Ziffer | Schutz gegen Fremdkörper |
---|---|
0 | Kein Schutz |
1–4 | Schutz gegen >50 mm bis >1 mm |
5 | Staubgeschützt |
6 | Staubdicht |
Zweite Ziffer | Schutz gegen Wasser |
---|---|
0 | Kein Schutz |
1–4 | Tropfwasser bis Spritzwasser |
5 | Strahlwasser (aus allen Richtungen) |
6 | Starkes Strahlwasser |
7 | Zeitweiliges Untertauchen |
8 | Dauerhaftes Untertauchen |
Die IP-Schutzart darf nicht mit der elektrischen Schutzklasse (I, II, III) verwechselt werden, die sich auf die Schutzmaßnahme gegen elektrischen Schlag bezieht.
Was bedeuten IP65, IP67, IP68 & weitere?
IP-Schutzart | Schutzumfang | Typische Anwendung |
---|---|---|
IP20 | Kein Fremdkörper-/Wasserschutz | Bürogeräte, Innenbereich |
IP44 | Spritzwasser, begrenzter Schutz | Badezimmergeräte, einfache Außenleuchten |
IP65 | Staubdicht, Strahlwasser | LED-Hallenstrahler, Industrie-Netzteile |
IP67 | Staubdicht, Untertauchen (kurzzeitig) | Steckernetzteile Outdoor, LED-Gehäuse |
IP68 | Staubdicht, dauerhaft wasserdicht | Unterwasser-LEDs, Pumpen, Sensorik |
Unterschied IP65 vs. IP67:
IP65 schützt gegen starkes Strahlwasser, eignet sich aber nicht für Untertauchen. IP67 erlaubt ein zeitweises Untertauchen bis zu 1 m Tiefe. Für Umgebungen mit potenzieller Nässe oder Reinigung ist IP67 oft die sicherere Wahl.
Hinweis zu Prüfverfahren:
Die Schutzarten werden nach DIN EN 60529 getestet. Dabei wird z. B. definiert, wie tief und wie lange ein Gerät unter Wasser bleiben darf oder mit welchem Wasserdruck Strahltests durchgeführt werden. Diese Prüfungen erfolgen unter standardisierten Laborbedingungen.
Beispielhafte Anwendungen:
IP65: Komplett staubdicht und geschützt gegen Strahlwasser. Geräte mit dieser Schutzart können problemlos im Außenbereich eingesetzt werden, sofern sie nicht unter Wasser stehen.
IP66: Staubdicht und resistent gegen starkes Strahlwasser – z. B. aus Hochdruckreinigern. Häufig in industriellen Umgebungen.
IP67: Staubdicht und geschützt gegen zeitweiliges Untertauchen (bis 1 m Tiefe für 30 Minuten). Ideal für temporär feuchte oder nasse Bereiche.
IP68: Staubdicht und dauerhaft wasserdicht. Einsatz in Anwendungen, bei denen Geräte dauerhaft unter Wasser betrieben werden (z. B. Pumpen, Sensorik).
Beispielhafte Anwendungen:
- IP65: LED-Hallenstrahler in Werkhallen, Netzteile im Spritzwasserbereich
- IP66: LED-Straßenbeleuchtung, Außengehäuse in der Industrie
- IP67: Steckernetzteile für den Outdoor-Einsatz, LED-Gehäuse in feuchten Räumen
- IP68: Unterwasser-LEDs, Industrie-Sensoren in Tanks
IP-Schutzarten bei Netzteilen
Bei Netzteilen ist die IP-Klassifizierung besonders relevant, wenn sie außerhalb von geschützten Gehäusen betrieben werden – z. B. im Maschinenbau, Außenbereich oder in feuchten Räumen.
Typische Schutzarten bei Netzteilen:
- IP20: Standard für den Innenbereich ohne Berührungsgefahr – z. B. Steckernetzteile im Haushalt
- IP44: Geschützt gegen Spritzwasser, z. B. bei Geräten im Badbereich
- IP65/IP66: Netzteile in Produktionsumgebungen oder im Freien
- IP67: Für mobile, industrielle oder medizinische Geräte mit hoher Zuverlässigkeit bei Feuchtigkeit
Wichtig: Eine höhere Schutzart bedeutet nicht automatisch, dass ein Netzteil „besser“ ist. Je höher die Schutzart, desto aufwändiger ist das Gehäuse – was Größe, Wärmeabfuhr und Kosten beeinflussen kann.
IP-Schutzarten bei LED-Produkten
LED-Leuchten in Industrie, Logistik, öffentlichem Raum oder Medizintechnik sind häufig wechselnden Umweltbedingungen ausgesetzt. Die Schutzart beeinflusst direkt die Lebensdauer und Sicherheit der Leuchten.
Typische Schutzarten für LED-Produkte:
- IP20–IP40: Innenbereiche ohne besondere Anforderungen (z. B. Bürobeleuchtung)
- IP54/IP65: Hallenstrahler, Werkstattbeleuchtung, Lager
- IP66/IP67: LED-Leuchten im Außenbereich, Straßenbeleuchtung, explosionsgeschützte LED-Systeme
Besondere Anforderungen:
- In der Lebensmittelindustrie sind Reinigung mit Hochdruck und chemischer Belastung Alltag – hier braucht es mindestens IP66.
- In explosionsgefährdeten Bereichen (ATEX) müssen IP-Schutzarten mit zusätzlichen Zündschutzmaßnahmen kombiniert werden.
Auswahlhilfe: Welche IP-Schutzart ist die richtige?
Die Wahl der passenden Schutzart hängt vom Einsatzort, Umgebungsbedingungen und betrieblichen Anforderungen ab. Die folgende Tabelle bietet eine erste Orientierung:
Einsatzort | Empfohlene Schutzart |
---|---|
Büro, trockener Innenraum | IP20–IP40 |
Werkstatt, Produktionshalle | IP54–IP65 |
Außenbereich, wettergeschützt | IP65 |
Maschinennahe Umgebung, Industrie | IP66 |
Temporäre Nässe / Reinigung | IP67 |
Dauerhafte Feuchtigkeit / Wasser | IP68 |
Tipp: Höhere Schutzarten sind nicht immer nötig – sie verteuern Produkte und erschweren z. B. die Wärmeabfuhr. Entscheidend ist die reale Belastung am Einsatzort.
Weitere Informationen: Wie wählt man das richtige Netzteil für industrielle Anwendungen?