Normen und Zulassungen für Kaltgerätekabel in Europa und den USA

Was sind Kaltgerätekabel und wofür werden sie verwendet?

Kaltgerätekabel sind flexible Netzleitungen, die – wie auch andere Leitungstypen, etwa die in unserem Vergleich von Netzleitungen vorgestellten – vor allem für den Anschluss von elektrischen Geräten mit geringer Stromaufnahme genutzt werden. Typische Einsatzbereiche sind Büro- und Haushaltsgeräte wie Monitore, Computer, Kaffeemaschinen oder Radios. Auch in medizinischen Geräten, in der Labortechnik oder im Messebau kommen Kaltgerätekabel häufig zum Einsatz, da sie standardisierte Verbindungsmöglichkeiten bieten und sich leicht austauschen lassen.

Diese Kabel bestehen in der Regel aus einem genormten Stecker (z. B. C13 oder C19), einer flexiblen Leitung – wie z. B. den Kaltgeräteleitungen aus unserem Sortiment – und einem passenden Gerätestecker. Je nach Region und Einsatzgebiet unterscheiden sich die normativen Anforderungen erheblich. Wer Kaltgerätekabel international beschaffen oder vertreiben möchte, muss die jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die relevanten Sicherheitsnormen kennen und einhalten.

Relevante Normen in Europa

VDE-Zertifizierung und nationale Standards

In Europa, insbesondere in industriellen Anwendungen, wie sie auch in unserem Beitrag „Netzleitungen für die Industrie“ beschrieben werden, sind Kaltgerätekabel in der Regel nach den VDE-Normen (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) zertifiziert. Die wichtigsten Normen, die in diesem Zusammenhang Anwendung finden, sind:

  • DIN EN 60320 / IEC 60320 für Gerätesteckvorrichtungen
  • DIN EN 60227 / VDE 0281 für PVC-isolierte Leitungen
  • DIN EN 50525 / VDE 0285 für harmonisierte Leitungen nach europäischen Vorgaben

Das VDE-Prüfzeichen signalisiert die Einhaltung definierter Anforderungen an elektrische Sicherheit, mechanische Belastbarkeit, thermische Eigenschaften sowie das Brandverhalten der Leitung. Es gilt als eines der renommiertesten Sicherheitskennzeichen in Europa.

Für Hersteller bedeutet eine VDE-Zertifizierung zusätzliche Investitionen in Dokumentation, Prüfungen und Auditierungen – für Abnehmer jedoch ein deutliches Plus an Sicherheit und Transparenz.

CE-Kennzeichnung: Pflicht und Bedeutung

Die CE-Kennzeichnung ist für nahezu alle elektrischen Komponenten und Geräte im Europäischen Wirtschaftsraum verpflichtend – so auch für Kaltgerätekabel. Grundlage ist die Niederspannungsrichtlinie (2014/35/EU), die die Anforderungen an elektrische Betriebsmittel zwischen 50 und 1000 V AC regelt.

Die CE-Kennzeichnung stellt keine Produktprüfung durch Dritte dar, sondern basiert auf der Eigenverantwortung des Herstellers. Dieser erklärt mit dem CE-Zeichen, dass sein Produkt alle anwendbaren EU-Richtlinien erfüllt.

Typische Inhalte der technischen Dokumentation umfassen:

  • Konformitätserklärung
  • Prüfberichte zu elektrischer Sicherheit und Isolationsfestigkeit
  • Nachweise zu Materialzusammensetzung und Umweltanforderungen

IEC 60320 als internationaler Referenzstandard

Die Norm IEC 60320 ist die international maßgebliche Norm zur Definition von Gerätesteckvorrichtungen für Spannungen bis 250 V. Sie legt sowohl mechanische Abmessungen als auch elektrische Anforderungen für verschiedene Steckertypen fest. Besonders bekannt sind:

  • C13 / C14: Standard für PC, Monitore, Drucker
  • C19 / C20: Für Geräte mit höherem Strombedarf (bis 16 A)
  • C7 / C8: Für kleinere Geräte wie Radios oder Ladegeräte

Die Norm bildet die Grundlage für die meisten nationalen Ableitungen, wie sie beispielsweise in der europäischen Norm EN 60320 zu finden sind. Ihre weltweite Verbreitung ermöglicht einen relativ einheitlichen Einsatz von Kaltgerätekabeln, sofern die weiteren regionalen Zulassungen berücksichtigt werden.

Zulassungen in den USA

UL-Zertifizierung: Anforderungen und Typen

In den Vereinigten Staaten ist die UL-Zertifizierung (Underwriters Laboratories) der maßgebliche Sicherheitsnachweis für elektrische Produkte. Verschiedene Netzleitungsarten, wie sie auch auf unserer Netzleitungen-Übersichtsseite vorgestellt werden, benötigen eigene UL-Standards.

Für Kaltgerätekabel gelten unter anderem diese Standards:

  • UL 62: Für flexible Leitungen in verschiedenen Isolationstypen
  • UL 817: Spezifikation für Verlängerungs- und Gerätezuleitungskabel
  • UL 498: Anforderungen an Steckvorrichtungen

UL-gelistete Kabel erhalten eine eindeutige Typkennung (z. B. SVT, SJT, SJTOW), die Aufschluss über den Leitungsaufbau, den Temperaturbereich, die Isolation und mechanische Eigenschaften gibt. Eine falsche Auswahl kann dazu führen, dass ein Produkt vom US-Markt ausgeschlossen wird.

CSA als nordamerikanischer Standard

Die CSA-Zertifizierung (Canadian Standards Association) ist in Kanada gesetzlich vorgeschrieben und wird in Nordamerika häufig gemeinsam mit UL durchgeführt. Viele Kabel tragen daher eine Doppellogozulassung („cULus“), was bedeutet, dass sie sowohl den Anforderungen von UL als auch von CSA entsprechen.

Diese Doppellogos reduzieren den Aufwand für Hersteller, da keine getrennten Prüfverfahren notwendig sind. Für Abnehmer bietet sich dadurch eine größere Auswahl an zugelassenen Komponenten mit nahtloser Kompatibilität im gesamten nordamerikanischen Markt.

Unterschiede zu europäischen Vorgaben

Ein zentraler Unterschied liegt in der Methodik: Während Europa auf harmonisierte Normen setzt – wie sie etwa bei Kaltgerätekabeln für Medizintechnik mit internationalen Anforderungen eine Rolle spielen, siehe Kaltgerätekabel in der Medizintechnik – und Konformitätserklärungen setzt, erfolgt die Zulassung in den USA produktbezogen und durch unabhängige Prüflabore.

Auch die technische Klassifizierung unterscheidet sich. In Europa werden Leitungen meist über H-Kennzeichnungen identifiziert (z. B. H05VV-F), während in den USA Typkürzel wie SJT oder SVT verwendet werden.

Zusätzlich gelten unterschiedliche Anforderungen an Flammschutz, Rauchentwicklung und chemische Beständigkeit – was zu abweichenden Materialanforderungen führen kann.

Europa vs. USA: Vergleich der Anforderungen

AspektEuropa (z. B. VDE/CE)USA (z. B. UL/CSA)
ZulassungsverfahrenHerstellererklärung (CE), Drittprüfung (VDE)Prüfung durch unabhängige Prüflabore (UL)
TypkennzeichnungH05VV-F, H03VV-F etc.SJT, SVT, SJTOW etc.
PrüfzeichenCE, VDEUL Listed, cULus
SteckernormenIEC 60320 (C13/C14 etc.)NEMA-Stecksysteme (z. B. 5-15P)
KonformitätsnachweiseKonformitätserklärung, technische DokuTestberichte und Listing durch UL
Gültigkeit in anderen MärktenTeilweise anerkanntNicht automatisch in Europa gültig

Gemeinsame Anforderungen & internationale Zulassungen

Doppelte Zulassung: CE + UL – ist das möglich?

Ja, in vielen Fällen ist eine duale Zulassung nicht nur möglich, sondern wirtschaftlich sinnvoll. Ein Kabel, das sowohl die CE-Anforderungen für Europa als auch die UL-Anforderungen für die USA erfüllt, kann in beiden Märkten eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass die jeweilige Bauweise alle technischen und normativen Anforderungen erfüllt.

Solche Kabel – etwa unsere international zugelassenen Kaltgerätekabel – werden häufig in global agierenden Unternehmen eingesetzt, um Lagerhaltung zu vereinfachen und Lieferzeiten zu verkürzen. Achten Sie in diesem Fall auf:

  • korrektes Labeling mit beiden Prüfzeichen
  • vollständige technische Unterlagen für Zoll und Abnahme
  • Klarheit über Temperaturbereiche, Biegeradien und mechanische Belastungen

Herausforderungen im Export und bei globalem Einsatz

Die größte Hürde für Exporteure liegt in der nicht harmonisierten Anerkennung von Prüfsiegeln. Ein CE-Zeichen hat in den USA keine Gültigkeit, und ein UL-Symbol wird in der EU nicht als Sicherheitsnachweis anerkannt. Dies betrifft nicht nur Kaltgerätekabel, sondern auch Stecker, Buchsen und Adapter.

Hinzu kommt die Sprachbarriere in technischen Dokumentationen, fehlende Prüfprotokolle oder unterschiedliche Maßeinheiten. Unternehmen sollten daher mit Lieferanten zusammenarbeiten, die – wie Cotronic – internationale Erfahrungen haben oder bereits geprüfte Produkte mit Mehrfachzulassungen anbieten.

Typische Stolperfallen in der Kabelauswahl

  • Einsatz nicht UL-gelisteter Kabel für den US-Markt
  • Verwendung von Kabeln ohne VDE-Prüfzeichen in sicherheitsrelevanten EU-Bereichen
  • Missverständnisse bei Steckertypen (z. B. IEC C13 vs. NEMA 5-15P)
  • Kombination von inkompatiblen Materialien bei Stecksystemen
  • Unvollständige oder nicht nachvollziehbare Prüfberichte

Was Sie bei der Auswahl international zugelassener Kaltgerätekabel beachten sollten

Wenn Sie weltweit agieren oder Produkte in mehreren Zielmärkten anbieten, sollten Sie Kaltgerätekabel stets im Kontext der geplanten Einsatzregionen auswählen. Achten Sie insbesondere auf:

  • Zertifizierungen durch anerkannte Prüfinstitute (UL, VDE, CSA, CE)
  • gut sichtbare und dauerhafte Kennzeichnungen auf dem Kabelmantel
  • kompatible Stecker- und Kupplungstypen je nach Gerät und Region
  • vollständige technische Unterlagen zur Nachverfolgbarkeit und Zollprüfung

Sinnvoll ist es außerdem, die Dokumentation digital verfügbar zu halten, etwa über QR-Codes auf Verpackung oder Lieferschein. So können internationale Partner oder Prüfbehörden schnell auf alle relevanten Informationen zugreifen.

Die frühzeitige Einbindung von Qualitätssicherung und Technik in die Auswahlprozesse hilft, kostspielige Rückrufe, Nachzertifizierungen oder Projektverzögerungen zu vermeiden. Je nach Branche kann sich zudem die Zusammenarbeit mit spezialisierten Distributoren oder Herstellern lohnen, die bereits auf Mehrfachzulassungen optimierte Produkte anbieten.

Häufig gestellte Fragen zur Kabelzulassung (FAQ-Charakter)

Was bedeutet die Bezeichnung „SJT“ auf US-Kabeln?
„SJT“ steht für eine flexible Leitung mit thermoplastischer Isolierung, geeignet für den Innenbereich. Sie ist für bis zu 300 V ausgelegt und häufig bei Computern oder Bürogeräten im Einsatz.

Ist die CE-Kennzeichnung in den USA gültig?
Nein. Die CE-Kennzeichnung hat in den USA keine rechtliche Bedeutung. Für den US-Markt sind UL- oder CSA-Zertifikate erforderlich.

Kann ein Kabel sowohl CE- als auch UL-zertifiziert sein?
Ja. Solche dual zertifizierten Kabel sind ideal für Unternehmen mit globalen Märkten. Voraussetzung ist, dass alle jeweiligen Normanforderungen erfüllt werden.

Welche Rolle spielt RoHS/REACH?
RoHS (Restriction of Hazardous Substances) und REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) sind EU-Regelwerke für umwelt- und gesundheitsverträgliche Materialien. Auch viele internationale Kunden erwarten deren Einhaltung als Voraussetzung für Zusammenarbeit.