Nachhaltigkeit beim Recycling und der Entsorgung von Netzleitungen und Kabeln

Was ist Kabelrecycling und warum ist es wichtig?

Kabelrecycling beschreibt die umweltgerechte Rückgewinnung von Metallen und Kunststoffen aus elektrischen Leitungen. Insbesondere Netzleitungen enthalten hochwertige Materialien wie Kupfer, Aluminium und verschiedene Kunststoffe, deren Recycling sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist. Durch gezielte Aufbereitung können diese Ressourcen in den Materialkreislauf zurückgeführt werden, was einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet.

Warum ist das wichtig?

  • Kupfer ist ein wertvoller Rohstoff mit endlichen Vorkommen und hohem Energiebedarf bei der Primärgewinnung
  • Kunststoffmäntel enthalten Weichmacher und Additive, die bei unsachgemäßer Entsorgung die Umwelt belasten
  • Eine professionelle Trennung verhindert Schadstoffeinträge in Boden und Wasser
  • Recycling spart Energie, reduziert CO₂-Emissionen und fördert nachhaltiges Wirtschaften

Welche Materialien stecken in Netzleitungen und Kabeln?

Netzleitungen im industriellen Umfeld bestehen aus einem komplexen Materialmix, der hohe Anforderungen an Recyclingverfahren stellt. Diese Bestandteile sind relevant:

  • Leiter: Vorwiegend Kupfer, teilweise Aluminium, in Spezialfällen auch Stahllegierungen
  • Isolierungen: PVC (Polyvinylchlorid), PE (Polyethylen), TPE oder PUR – teilweise mit Flammschutzmitteln und Füllstoffen
  • Schirme und Bewehrungen: Aluminiumbänder, verzinntes Kupfergeflecht, textile Ummantelungen
  • Füllmaterialien: Talkum, Papierbänder, Gummi oder Schaumstoffe zur Formstabilität

Je nach Anwendungsbereich können die Zusammensetzungen stark variieren, z. B. bei geschirmten Steuerleitungen, temperaturbeständigen Silikonkabeln oder ölbeständigen Gummischläuchen. Diese Unterschiede wirken sich direkt auf den Recyclingprozess aus.

Tabelle: Typische Kabelarten und ihr Kupferanteil

KabeltypTypische VerwendungGeschätzter Kupferanteil (%)Recyclingwert (€/kg, ca.)
NYM-Leitung (3×1,5 mm²)Elektroinstallationca. 35–45 %1,20–1,70 €
Steuerleitung (geschirmt)Maschinen- und Anlagenbauca. 30–40 %1,00–1,60 €
KoaxialkabelTV-/Datenübertragungca. 20–30 %0,80–1,20 €
Altkabel mit hohem Cu-AnteilIndustrie-Starkstromleitungen> 50 %1,50–2,00 €
Gemischte Kabelresteunsortiert, aus Rückbau15–25 %0,40–0,90 €

Hinweis: Werte können je nach Sortenreinheit, Verunreinigung und Marktpreis schwanken.

Wie funktioniert der Recycling- und Entsorgungsprozess?

Der Verwertungsprozess beginnt mit der Getrenntsammlung gebrauchter oder beschädigter Kabel. Im Anschluss erfolgt die Behandlung in mehreren Stufen:

  1. Vorselektion und Sortierung: Trennung nach Materialgruppen (z. B. rein kupferhaltig, Alu, gemischt)
  2. Mechanische Zerkleinerung: Schreddern in kleine Stücke
  3. Trennverfahren:
    • Metalltrennung per Magnetabscheider (für Stahl)
    • Wirbelstromverfahren (für Nichteisenmetalle)
    • Siebung und Windsichtung (für PVC, PE, PU)
  4. Aufbereitung: Reinigung und Klassifizierung zu Sekundärrohstoffen

Die zurückgewonnenen Rohstoffe können anschließend für die Produktion neuer Kabel, Elektrobauteile oder Kunststoffprodukte verwendet werden. Kupfer wird dabei bevorzugt als hochwertiges Granulat oder Schmelzmaterial gehandelt.

Wo kann man Kabel und Netzleitungen entsorgen?

Die Entsorgung ist je nach Menge und Herkunft unterschiedlich geregelt:

  • Privathaushalte können Kabel bei kommunalen Wertstoffhöfen, Elektroschrottcontainern oder über mobile Schadstoffsammler abgeben
  • Gewerbliche Kunden nutzen Rücknahmesysteme der Hersteller oder schließen Verträge mit zertifizierten Entsorgern ab
  • Fachhändler bieten im Rahmen ihrer Rücknahmepflicht Möglichkeiten zur Kabelentsorgung an – oft beim Neukauf
  • Schrotthändler und Kabelrecycler kaufen kupferhaltige Kabel gewichtsabhängig an

Tipp: Lose, sortenrein gesammelte Kabel mit hohem Kupferanteil erzielen besonders gute Rückvergütungen.

Welche rechtlichen Vorgaben gelten in Deutschland?

Die Entsorgung von Kabeln unterliegt mehreren gesetzlichen Regelungen, unter anderem:

  • Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG): Verpflichtung zur Rücknahme und getrennten Sammlung
  • Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG): Förderung der stofflichen Verwertung vor energetischer Verwertung oder Deponierung
  • Nachweisverordnung (NachwV): Unternehmen müssen die ordnungsgemäße Entsorgung dokumentieren
  • Gefahrstoffverordnung (GefStoffV): Vorschriften bei Kabeln mit potenziell gefährlichen Inhaltsstoffen

Diese Vorgaben gelten sowohl für Hersteller, Vertreiber als auch Endnutzer im gewerblichen Umfeld. Verstöße können Bußgelder oder Rücknahmeverpflichtungen nach sich ziehen.

Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen und Umwelt?

Ein konsequent umgesetztes Recyclingkonzept für Netzleitungen bietet viele Vorteile:

  • Rohstoffsicherung: Die Rückgewinnung von Kupfer und Aluminium reduziert die Abhängigkeit von Importen
  • Klimaschutz: Die CO₂-Bilanz verbessert sich signifikant durch eingesparte Primärenergie
  • Kostenkontrolle: Bei größeren Mengen kann die Verwertung Erlöse generieren oder Entsorgungskosten senken
  • CSR-Vorteile: Unternehmen dokumentieren ökologische Verantwortung gegenüber Kunden und Partnern
  • Gesetzeskonformität: Rechtssicherheit durch Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Nachweise

Für Industrieunternehmen empfiehlt sich eine regelmäßige Prüfung interner Entsorgungsprozesse sowie die Zusammenarbeit mit spezialisierten Recyclingdienstleistern.

Checkliste: Recyclinggerechte Kabelentsorgung im Betrieb

Eine nachhaltige und gesetzeskonforme Kabelentsorgung beginnt bereits bei der Organisation im Unternehmen. Diese Checkliste hilft Ihnen, alle wichtigen Punkte zu beachten:

  • Getrennte Sammelbehälter für Kabel und Netzleitungen bereitstellen – idealerweise je nach Kabeltyp (z. B. Kupfer, Aluminium, gemischt)
  • Kabel vor der Abgabe nicht zerschneiden oder abbrennen, um Recyclingverfahren nicht zu behindern
  • Kupfer- und Aluminiumkabel nach Möglichkeit sortenrein trennen, um bessere Vergütungspreise zu erzielen
  • Rücknahmeangebote von Herstellern oder Fachhändlern prüfen – z. B. bei Neubezug von Leitungen
  • Vergütungssätze bei zertifizierten Kabelrecyclern vergleichen – besonders bei größeren Mengen lohnenswert
  • Dokumentation der Entsorgung sicherstellen (z. B. Sammelbeleg oder Entsorgungsnachweis für Audit oder interne Nachhaltigkeitsberichte)

Glossar: Fachbegriffe einfach erklärt

Sekundärrohstoffe: Wiedergewonnene Materialien aus Recyclingprozessen, z. B. Kupfergranulat aus alten Kabeln.
Wirbelstromverfahren: Trennverfahren zur Abscheidung von Nichteisenmetallen mittels elektromagnetischer Induktion.
KrWG: Abkürzung für Kreislaufwirtschaftsgesetz – regelt Abfallvermeidung und Recyclingpflichten in Deutschland.
PVC: Polyvinylchlorid, ein häufig verwendeter Kunststoff in Kabelmänteln. Enthält oft Additive, die umweltrelevant sind.
CSR: Corporate Social Responsibility – unternehmerische Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann man Kabel in den Restmüll werfen?
Nein. Kabel gelten als Elektroschrott und müssen separat erfasst werden – dies ist gesetzlich vorgeschrieben.

Wie sollten Kabel vor der Abgabe vorbereitet werden?
Kabel sollten lose, unverschnürt und idealerweise sortiert (z. B. nur Kupferkabel) abgegeben werden. Das erhöht die Recyclingqualität und ggf. den Vergütungswert.

Wer darf Kabel entgegennehmen?
Nur zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe, autorisierte Wertstoffhöfe oder teilnehmende Fachhändler mit Rücknahmesystem. Für gewerbliche Mengen gelten separate Annahmekriterien.

Was passiert mit recyceltem Kabelmaterial?
Die Metalle (z. B. Kupfer, Aluminium) werden in der Metallverarbeitung oder Elektroindustrie eingesetzt. Kunststoffe werden teils zu Regranulat verarbeitet oder thermisch verwertet.

Kabelrecycling & Entsorgung

Nachhaltig handeln – Ressourcen sichern
Wie Sie Netzleitungen fachgerecht recyceln, welche Metalle sich lohnen und welche Pflichten gelten.
Mehr erfahren

Weiterführende Inhalte und passende Lösungen

Vertiefende Informationen zur Auswahl industrietauglicher Netzleitungen, zur sicheren Kabelverlegung und zur normgerechten Spannungsversorgung finden Sie auch in folgenden Beiträgen wie Fehlerquellen bei der Installation von Netzleitungen, Netzleitungen im Schaltschrankbau sowie Wartung & Lebenszyklus von Industrie‑Kabeln & Netzteilen.

Tipp: COTRONIC bietet Ihnen nicht nur hochwertige Netzleitungen, sondern auch praxisgerechte Beratung zur Materialrückverfolgung und Entsorgung in industriellen Anwendungen. Von der Auswahl über den Betrieb bis zur umweltgerechten Rückführung – wir begleiten Sie auf dem gesamten Lebenszyklus Ihrer Kabelsysteme. Sprechen Sie uns an.