1. Aktuelle Herausforderungen in der Lieferkette
1.1 Steigende Preise und Lieferzeiten
Seit 2019 sind die Preise für Kabel, Transformatoren und andere zentrale Komponenten stark gestiegen. Kabelkosten haben sich nahezu verdoppelt, Transformatorpreise sind um rund 75 % gestiegen. Parallel dazu haben sich die Lieferzeiten deutlich verlängert: Standardkabel benötigen heute bis zu 2–3 Jahre, Großtransformatoren bis zu 4 Jahre und HVDC-Kabel sogar über 5 Jahre. Diese Verzögerungen wirken sich auf Investitionspläne, Bauprojekte und Produktionsstarts in der Industrie erheblich aus.
Praxisbeispiel: Ein deutscher Maschinenbauer musste die Inbetriebnahme einer neuen Produktionslinie um 18 Monate verschieben, da die Lieferung spezieller Netzteile aus Asien mehrfach verzögert wurde. Erst durch die Einbindung eines europäischen Zweitlieferanten konnten die Komponenten rechtzeitig beschafft werden.
1.2 Globale Nachfragespitzen und Kapazitätsengpässe
Die wachsende Nachfrage nach Infrastrukturprojekten – von erneuerbaren Energien bis hin zu Industrieerweiterungen – übersteigt die vorhandenen Produktionskapazitäten. Hersteller wie Hitachi Energy warnen vor anhaltenden Engpässen bei Grid-Komponenten bis mindestens Ende 2026, trotz massiver Investitionen. Unternehmen reagieren mit langfristiger Bedarfsplanung (10–12 Jahre im Voraus) und enger Koordination zwischen Einkauf, Projektmanagement und Finanzplanung.
Checkliste für Unternehmen:
- Bedarf frühzeitig planen und in Forecast-Systeme einspeisen
- Rahmenverträge mit mehreren Lieferanten sichern
- Pufferzeiten realistisch kalkulieren
1.3 Geopolitik, Rohstoffpreise und Pandemiefolgen
Geopolitische Spannungen, volatile Rohstoffpreise für Kupfer, Aluminium und Kunststoffe sowie pandemiebedingte Einschränkungen haben die Lieferketten zusätzlich belastet. Beispielsweise führten Lockdowns in wichtigen Produktions- und Hafenstandorten wie Shanghai zu massiven Verzögerungen in der Logistik. Für die Industrie bedeutet das: höhere Kosten, unsichere Terminpläne und erhöhter Koordinationsaufwand.
1.4 Risiko von Cyberangriffen und Komplexität
Moderne Lieferketten sind zunehmend digital vernetzt und damit auch anfällig für Cyberangriffe. Ein Angriff auf ein Glied der Kette kann den gesamten Materialfluss unterbrechen. Hinzu kommt eine hohe Produktkomplexität – viele Varianten, unterschiedliche Zulassungen und Abhängigkeiten – die das Risiko von Engpässen zusätzlich verstärkt.
2. Strategien für mehr Resilienz in der Industrie
2.1 Lieferanten-Diversifizierung und Nearshoring
Die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder entfernten Produktionsstandorten birgt Risiken. Eine gezielte Diversifizierung und die Entwicklung regionaler Lieferketten (Nearshoring) reduzieren Transportwege, senken die Anfälligkeit gegenüber globalen Störungen und verkürzen Reaktionszeiten.
Fallstudie: Ein Energieversorger verlegte die Fertigung bestimmter Kabelbaugruppen von Übersee nach Osteuropa, was die Lieferzeit um 60 % reduzierte und Wechselkursrisiken minimierte.
2.2 Portfolio‑ und Komplexitätsmanagement
Die Standardisierung von Komponenten – beispielsweise einheitliche Kabelquerschnitte oder Netzteilvarianten – verringert den Beschaffungsaufwand, bündelt Volumina und verbessert die Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten. Unternehmen profitieren von geringeren Lagerkosten und einer höheren Planbarkeit. Hier könnten technische Detailerklärungen zu unterschiedlichen Kabel- und Netzteiltypen sowie deren spezifischen Lieferkettenrisiken den Praxisnutzen noch erhöhen.
2.3 Digitalisierung und Automatisierung
Durch den Einsatz von IoT-Sensoren, Echtzeit-Tracking und KI-gestützten Prognosen können Engpässe frühzeitig erkannt werden. Automatisierte Bestandssteuerung und intelligente Dispositionssysteme optimieren den Materialfluss und minimieren Ausfallzeiten. Diagramme oder Prozessübersichten können hier helfen, Abläufe transparent zu machen.
2.4 Strategische Vorfinanzierung & Kapazitätssicherung
Vorausschauende Investitionen – etwa langfristige Rahmenverträge, Vorauszahlungen oder die Mitfinanzierung von Produktionskapazitäten – sichern die Materialverfügbarkeit. Auch die Beteiligung an regionalen Produktionsprojekten, wie neuen Kabelwerken, kann strategische Vorteile bringen.
2.5 Risikomanagement, Redundanz & Mitarbeiterschulung
Unternehmen sollten alternative Produktionsstandorte und Logistikwege aufbauen, um bei Störungen flexibel reagieren zu können. Ergänzend sind Szenarioplanungen, Risikoanalysen und praxisnahe Schulungen entscheidend, damit Mitarbeiter im Ernstfall schnell und effektiv handeln.
3. Handlungsempfehlungen
Die Herausforderungen in den Lieferketten für Kabel und Netzteile sind vielschichtig: steigende Preise, lange Lieferzeiten, geopolitische Unsicherheiten, Rohstoffknappheit und Cyberrisiken. Unternehmen, die frühzeitig auf Diversifizierung, Standardisierung, Digitalisierung, Kapazitätssicherung und ein robustes Risikomanagement setzen, schaffen sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Eine zukunftssichere Supply Chain kombiniert Flexibilität mit Stabilität – und stellt sicher, dass kritische Komponenten selbst in Krisenzeiten verfügbar bleiben. Zusätzliche quantifizierte Daten, Branchenstatistiken und erweiterte Fallstudien aus verschiedenen Industriezweigen könnten den Praxisbezug noch verstärken. Visuelle Hilfsmittel, Checklisten und konkrete Praxisbeispiele unterstützen die Umsetzung. Genau hier setzt COTRONIC an, um Industriepartnern durch strategische Beratung und passende Produkte eine verlässliche Versorgung zu ermöglichen.