Warum Hochtemperatur-Kabel unverzichtbar sind
In industriellen Produktionsanlagen sind elektrische Leitungen extremen Bedingungen ausgesetzt. Besonders bei Anwendungen mit hohen Umgebungstemperaturen, etwa in Stahlwerken, Backstraßen, Gießereien oder Extrusionsanlagen, müssen Kabel mehr leisten als Standardleitungen. Normale PVC- oder PUR-Leitungen versagen bei Temperaturen über 100 °C häufig frühzeitig. Hochtemperatur-Kabel hingegen garantieren eine langlebige Stromversorgung – auch bei Dauerbelastung jenseits von 150 °C.
Solche Kabel kommen z. B. im Maschinenraum, in der Nähe von Öfen oder bei stark erhitzten Prozessen in der Lebensmittel-, Kunststoff- oder Metallverarbeitung zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass Produktionsprozesse stabil laufen und keine sicherheitskritischen Ausfälle entstehen.
Produktionsstillstände durch Kabelversagen können hohe Kosten verursachen. Deshalb sollte die Kabelwahl integraler Bestandteil der Anlagenplanung sein.
Anforderungen an Kabel bei hohen Temperaturen
Die Auswahl geeigneter Kabel hängt von mehreren technischen Faktoren ab:
- Maximale Temperaturbelastung (dauerhaft und kurzfristig)
- Chemische Beständigkeit gegen Öle, Fette oder Lösungsmittel
- Mechanische Belastbarkeit bei Bewegung oder Vibration
- Biegewechselfestigkeit in dynamischen Anwendungen
- Einhaltung von Normen, z. B. IEC 60332, UL 758 oder VDE 0472
Auch die Installationsart ist relevant: offen, in Kanälen, mit Kontakt zu Hitzequellen oder bei hoher UV- oder Feuchtigkeitsbelastung.
Relevante Normen und Zulassungen (Auszug)
| Norm / Zulassung | Bedeutung |
|---|---|
| IEC 60332 | Flammwidrigkeit von Kabeln |
| UL 758 | Appliance Wiring Material (AWM) Zulassung |
| EN 50267 | Rauchentwicklung, Korrosivität |
| VDE 0472 | Prüfmethoden für Kabelmaterialien |
| RoHS / REACH | Materialkonformität gemäß EU-Vorgaben |
Werkstoffe im Vergleich – Welches Material für welchen Einsatz?
Silikon – flexibel und hitzebeständig
Silikonkabel sind bis ca. 180 °C temperaturbeständig, flexibel und halogenfrei. Sie eignen sich ideal für Anwendungen mit wechselnder mechanischer Belastung, wie z. B. Heizzonen oder bewegte Maschinenteile.
PTFE (Teflon)
PTFE ist chemisch nahezu inert, sehr temperaturfest (bis 260 °C dauerhaft) und eignet sich besonders für den Einsatz in aggressiven, industriellen Umgebungen.
FEP / PFA
Fluorpolymere wie FEP (bis 200 °C) und PFA (bis 260 °C) lassen sich dünnwandig verarbeiten, sind ideal für enge Bauräume und chemisch extrem beständig.
Glasseide / Mineralisolierungen
Für extreme Umgebungen über 400 °C kommen Glasseide- oder MI-Kabel zum Einsatz, z. B. in Gießereien, Öfen oder der Schwerindustrie.
Kombinierte Schutzsysteme
Metallgeflechte oder zusätzliche Abschirmungen erhöhen die EMV-Sicherheit und mechanische Robustheit.
Temperaturbereiche im Vergleich
| Werkstoff | Dauerhafte Temperaturbelastung | Kurzzeitspitze |
|---|---|---|
| PVC | bis 70 °C | ca. 85 °C |
| Silikon | bis 180 °C | bis 220 °C |
| PTFE | bis 260 °C | bis 300 °C |
| FEP / PFA | bis 200–260 °C | bis 300 °C |
| Glasseide | bis 400 °C | über 500 °C |
| MI-Kabel | bis 600 °C | bis 1000 °C |
Typische Anwendungen in Produktionsanlagen
Vertiefende Informationen zu angrenzenden Themen finden Sie auch im Cotronic Blog, z. B. im Artikel Schaltnetzteile in heißen Umgebungen – thermisches Design und Auswahlhilfe. Für Steuerleitungen in dynamisch belasteten Temperaturzonen empfehlen wir unseren Beitrag über Steuerleitungen für die Industrie. Wenn zusätzlich zu hohen Temperaturen weitere Umweltfaktoren wie EMV oder Feuchtigkeit hinzukommen, lohnt sich ein Blick in unsere Übersicht zu Flexibilität und Langlebigkeit.
Stahl- & Gießereianlagen
Hohe Umgebungstemperaturen und aggressive Medien verlangen nach Glasseide oder MI-Kabeln mit Metallmantel und hoher EMV-Sicherheit.
Kunststoff- & Extrusionsmaschinen
Temperaturzonen nahe Heizelementen erfordern flexible und belastbare Silikonkabel, teilweise auch mit Edelstahlgeflecht.
Backöfen & Trockner
In der Lebensmittelindustrie kommen halogenfreie Silikonkabel mit EMV-Schutz zum Einsatz – hygienisch, hitzebeständig und langlebig.
Automatisierung in Heißzonen
Sensoren, Aktoren und Roboterleitungen müssen beweglich und temperaturresistent zugleich sein – meist mit FEP oder PTFE-Isolation.
Chemieanlagen & Reinräume
Hier dominieren PTFE- oder PFA-Kabel, die extremen chemischen Anforderungen und hohen Temperaturen dauerhaft standhalten.
Sicherheit, Lebensdauer & Auswahlhilfe
Hochtemperatur-Kabel müssen sowohl thermisch als auch elektrisch und mechanisch überzeugen. Dabei spielen folgende Aspekte eine Rolle:
- EMV-Abschirmung, besonders bei Signal- oder Steuerleitungen
- Alterungsbeständigkeit, da hohe Temperaturen Materialien verspröden können
- Temperaturzyklen, die mechanische Belastung erhöhen
- Brandschutz, z. B. Halogenfreiheit oder reduzierte Rauchentwicklung
Entscheidungshilfe: Welches Kabel wofür?
| Einsatzgebiet | Empfohlener Werkstoff / Kabeltyp |
|---|---|
| Heizzonen / Extruder | Silikon, FEP |
| Chemieanlagen / Reinraum | PTFE, PFA |
| Gießereien / Öfen | Glasseide, MI-Kabel |
| Roboterachsen / Bewegungsachsen | Silikon mit Edelstahlgeflecht |
| Sensorik bei hoher EMV-Störung | PTFE geschirmt, EMV-Kabelsysteme |
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Kabelsicherheit bei hohen Temperaturen planbar machen
Die Wahl des richtigen Hochtemperatur-Kabels ist entscheidend für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Effizienz. Dank moderner Werkstoffe wie Silikon, PTFE, FEP oder Glasseide lassen sich hohe Temperaturbereiche heute dauerhaft und sicher abdecken.