Was bedeutet 80‑PLUS eigentlich?
Die 80-PLUS-Zertifizierung ist ein Effizienzstandard für Netzteile, der ursprünglich aus dem IT-Bereich stammt. Ziel ist es, den Wirkungsgrad der Stromversorgung zu verbessern und damit Energieverluste zu minimieren. Netzteile mit 80-PLUS-Zertifizierung müssen unter verschiedenen Lastbedingungen (20 %, 50 %, 100 %) definierte Mindestwirkungsgrade erreichen.
Je weniger Energie in Form von Wärme verloren geht, desto effizienter arbeitet das Netzteil. Während ineffiziente Modelle einen Großteil der aufgenommenen Energie als Abwärme verlieren, wandeln 80-PLUS-zertifizierte Geräte deutlich mehr Leistung direkt in nutzbaren Strom um.
Für industrielle Anwendungen ist diese Zertifizierung relevant, da Effizienzverluste nicht nur Stromkosten verursachen, sondern auch Auswirkungen auf Wärmeentwicklung, Bauraum und die Lebensdauer der Komponenten haben. Besonders in 24/7-Betriebssituationen ist ein optimierter Energieeinsatz ein Wettbewerbsvorteil.
Ein häufiger Irrtum: Viele Anwender glauben, die Zahl (z. B. „80“) beziehe sich auf einen durchgängigen Wirkungsgrad. In Wirklichkeit muss das Netzteil in mehreren Lastbereichen – typischerweise bei 20 %, 50 % und 100 % – bestimmte Effizienzwerte erreichen, um die jeweilige Zertifizierungsstufe zu erhalten.
Zur Veranschaulichung die vereinfachte Formel zur Berechnung des Wirkungsgrads:
Wirkungsgrad (η) = (Ausgangsleistung / Eingangsleistung) × 100 %
Beispiel: Liefert ein Netzteil bei 50 % Last 250 W und nimmt dabei 278 W auf, ergibt sich ein Wirkungsgrad von etwa 89,9 %.
Ein kleines Diagramm mit den geforderten Wirkungsgraden in den drei Lastbereichen könnte diese Zusammenhänge weiter verdeutlichen.
Lesen Sie hierzu auch gerne unseren Artikel mit den Trends bei industriellen Stromversorgungen 2025.
Die 80‑PLUS-Stufen im Überblick
Die Zertifizierungsstufen unterscheiden sich in ihrem Mindestwirkungsgrad. Je höher die Stufe, desto effizienter arbeitet das Netzteil – unabhängig von der Auslastung.
| Zertifizierungsstufe | 20 % Last | 50 % Last | 100 % Last | 
|---|---|---|---|
| 80 PLUS | 80 % | 80 % | 80 % | 
| Bronze | 82 % | 85 % | 82 % | 
| Silber | 85 % | 88 % | 85 % | 
| Gold | 87 % | 90 % | 87 % | 
| Platinum | 90 % | 92 % | 89 % | 
| Titanium | 90 % | 94 % | 90 % | 
Diese Werte gelten für Netzteile mit 115 V Eingangsspannung. Für europäische Standards mit 230 V Netzspannung gelten strengere Anforderungen: So liegt der geforderte Wirkungsgrad beispielsweise bei 80 PLUS Bronze bei mindestens 85 % (20 % Last), 88 % (50 % Last) und 85 % (100 % Last). Die Zertifizierung hilft dabei, globale Standards besser zu vergleichen.
Beispielhafte Energieeinsparung
Ein Netzteil mit 480 W Ausgangsleistung und einem Wirkungsgrad von 85 % benötigt rund 565 W Eingangsleistung. Ein vergleichbares Gerät mit 92 % Effizienz benötigt nur ca. 522 W. Bei kontinuierlichem Betrieb (24/7) summiert sich das auf über 37 kWh pro Jahr – pro Gerät. Bei zehn Geräten ergibt das über 370 kWh Einsparung jährlich.
Geht man von einem Strompreis von 0,25 €/kWh aus, entspricht das einer Ersparnis von rund 92,50 € pro Jahr bei zehn Geräten.
Bei 50 Geräten mit je 37 kWh Ersparnis ergibt sich eine Gesamtersparnis von 1.850 kWh – das entspricht bei einem Strompreis von 0,25 €/kWh rund 462 € jährlich. In großen Industrieanlagen lässt sich dieser Betrag schnell vervielfachen.
Wirkungsgrad und Verlustleistung im Überblick
| Wirkungsgrad | Verlustleistung bei 500 W Last | 
|---|---|
| 85 % | ca. 88 W | 
| 90 % | ca. 56 W | 
| 92 % | ca. 43 W | 
| 94 % | ca. 32 W | 
Regulatorischer Hintergrund: EU-Normen & Ökodesign
Die EU verfolgt mit der Ökodesign-Richtlinie (ErP) das Ziel, ineffiziente Geräte aus dem Markt zu drängen. Für bestimmte Netzteile (z. B. externe Stromversorgungen oder PC-Netzteile) gelten bereits Mindestwirkungsgrade – etwa gemäß EU 2019/1782 (Lot 7) oder EN 62301 zur Energieverbrauchsmessung im Bereitschaftszustand.
Auch wenn viele Industrie-Netzteile nicht direkt unter diese Regelungen fallen, steigt der Druck, energieeffizient zu planen. Zertifizierungen wie 80-PLUS helfen, Nachhaltigkeitsziele oder ISO-Vorgaben zu erfüllen und Klimaziele im Rahmen von ESG-Berichterstattung zu unterstützen.
Wenn Sie gezielt nach Effizienz bei Kleinleistungsnetzteilen suchen, empfehlen wir unseren vertiefenden Beitrag zur 80-PLUS-Klassifizierung bei Kleinleistungsnetzteilen.
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